Rede beim Neujahrsempfang der Heidelberger FDP
FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Annette Trabold


Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich darf Sie im Namen der FDP-Gemeinderatsfraktion sehr herzlich begrüßen und Ihnen alles Gute für das Jahr 2012 wünschen. Meine Kollegin Margret Hommelhoff möchte ich an dieser Stelle entschuldigen, sie weilt in Israel mit einer städtischen Delegation.

Tja... heute genau vor 30 Jahren, am 27.1.1982, bin ich – VOR der sogenannten Wende in die FDP eingetreten. Diese Wende – so nannte man den äußerst uneleganten Wechsel der FDP weg vom Koalitionspartner SPD hin zur CDU – hat bei meinem ersten Kommunalwahlkampf 1984 in Heidelberg dazu geführt, dass die FDP nur mit größter Mühe noch auf 3,3 Prozent kam und einen Sitz im Gemeinderat erhielt – obwohl der Gemeinderat noch gar nicht aus so vielen Gruppen bestand wie heute. Diesen einen Sitz erhielten wir damals auch nur dank der weit respektierten Persönlichkeit von Helga Bräutigam.

Ansonsten lag die Partei auch in Heidelberg in Trümmern. Stück um Stück haben wir uns damals, ab 1989 dann gemeinsam mit mir im Gemeinderat, darum bemüht, das verlorene Vertrauen in die FDP wieder zurückzugewinnen und der FDP auf kommunaler Ebene ein liberales und identifizierbares Gesicht zu verleihen. Einen herben Rückschlag erfuhren wir 1994 durch den unseligen Terminus der "Besserverdienenden", der uns von den Wählerinnen und Wählern zu recht um die Ohren gehauen wurde. Ich blieb alleine im Gemeinderat übrig. Seit 1999 wurde auch Margret Hommelhoff in den Gemeinderat gewählt, und wir arbeiteten und arbeiten seitdem nunmehr in einer 4er-Fraktion kontinuierlich an einem positiven Image für die FDP hier in Heidelberg. Ich bemühe mich darum, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen, bei vielen unterschiedlichen Sitzungen und Terminen der kommunalpolitischen Arbeit das GESAMTE BREITE Spektrum liberaler Inhalte abzudecken. Viele Anwesende hier im Saal, die selbst lokalpolitisch engagiert sind, wissen aus eigener Erfahrung: Kommunalpolitik erfordert vielfältiges Befassen mit ganz unterschiedlichen Themen. Kommunalpolitik ist sehr zeitintensiv, sie verlangt eine große Portion Idealismus, sie bringt finanziell nichts – nur einigen wenigen vielleicht auch berufliches Renommee und entsprechende Kontakte.

Man kann aber – und das ist das Schöne daran – liberale Elemente ganz konkret im Alltag aufleuchten lassen. Lesen Sie auf meiner Webseite dazu meine Reden und Stellungnahmen zu einzelnen Sachthemen, dann wissen Sie, was ich im Detail damit meine.

Die Bürgerinnen und Bürger nehmen uns FDP-Vertreterinnen und Vertreter vor Ort aber auch als nächste Ansprechpartner, stellvertretend für DIE FDP ÜBERHAUPT wahr. Uns sagt man unverblümt und direkt, was man von DER FDP hält, z.B. bei unseren 38 Infoständen hier in Heidelberg im Rahmen der Landtagswahl, die wir dank des großartigen Einsatz von Sebastian Romainczyk und den Jungen Liberalen abhalten konnten.

Ich hätte mir gewünscht, Guido Westerwelle hätte den unverblümten Originalton der Bürger/innen hören können.

Meine Herren und Damen, ich habe mich noch nie so schwer getan mit einer FDP-Rede wie heute an meinem 30jährigen Jubiläum. Mir hat es nämlich – wie vielen Bürgerinnen und Bürgern auch – die Sprache verschlagen.

Mir fehlen die Worte für das, was wir als Bürgerinnen und Bürger und auch als die, die vor Ort den Kopf stellvertretend für DIE FDP hinhalten müssen, was wir hier vom größten Teil der Parteiführung und dem größten Teil der FDP in der Regierung geboten bekommen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes unsäglich.

Spätestens dann, als Guido Westerwelle zusätzlich zu allem bis dahin schon Geschehenen am 14. März 2010 (!) der Presse auch noch zurief: "Ihr kauft mir den Schneid nicht ab", begann die Tragödie, und mir war sofort klar, dass die Partei allgemein und die lokalen Akteure vor Ort diese Suppe werden auslöffeln müssen.

In diversen Reden und Parteirundschreiben aus Berlin las und liest man immer wieder, dass man auch von der Basis her und besonders lokal wieder Vertrauen aufbauen müsse.

Dazu möchte ich Neudeutsch sagen: "Hallo – geht's noch?"

Nein, meine Herren und Damen, umgekehrt: mein Appell zum neuen Jahr: ALLE in den Medien sichtbaren und so auch wahrgenommenen Akteure auf FDP-Bundesebene müssen sich jetzt endlich zusammenreißen, sonst wird auch die Arbeit der ehrenamtlichen FDP-Akteure zunichte gemacht und das Vertrauen auch in diese Personen in Mitleidenschaft gezogen. Für dieses Zusammenreißen wird es jetzt höchste Zeit.

Passiert das nicht, möchte ich dies mit den leicht abgewandelten Worten des Alt-Bundespräsidenten von Weizsäcker kürzlich bei Anne Will abschließend beschreiben: "Das führt (sonst alles) wirklich zu einer Suppe, die ICH nicht essen werde."

Dennoch wünsche ich allen einen Guten Appetit und noch einen schönen Abend