Liebe Beate Weber,

im Namen der Heidelberger FDP, der FDP-Fraktion und auch persönlich, möchte ich Ihnen herzlich für Ihre Arbeit zum Wohle unserer Stadt danken. Ich habe die 16 Jahre von Anfang an begleitet – nicht immer zu Ihrer Freude, ich weiß. Ja – einmal zu Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie mir sogar am Mikrofon den Saft abgedreht, da ich Kritik an den Abgrenzungen der Aufgaben Ihres persönlichen Referenten und der Öffentlichkeitsarbeit geübt habe. Das kam dann nicht mehr vor – ich meine natürlich nicht die Kritik, sondern, dass Sie mir den Saft abgedreht haben… Am Anfang Ihrer Amtszeit gab es auch merkwürdige Kommentare aus manch "bewegter" Ecke, das hing damit zusammen, dass Sie die erste Frau in Baden-Württemberg waren, die ein solches Amt bekleidete: ich dürfe als Frau eine Frau in einer Führungsposition nicht kritisieren, das war natürlich Quatsch und falsch verstandene Solidarität. Unsere Konfliktpunkte werde ich aber heute nicht nennen. Die kennen wir beide selbst gut genug. Ich hatte aber – und das rechne ich Ihnen, Frau Weber, hoch an – nie den Eindruck als seien Sie nachtragend im Feld der politischen Auseinandersetzung. Bei mir jedenfalls nicht. Vielleicht habe ich es auch nicht gemerkt… Wir haben aber auch in vielen Gebieten ausgezeichnet zusammengearbeitet und zwar da, wo FDP und SPD sich gesellschaftspolitisch treffen. Sie, Frau Oberbürgermeisterin, sind ja wohl auch nicht ohne Grund im Vorstand der Theodor-Heuss-Stiftung. Da ist ja wohl schon auch eine kleine liberale Ader bei Ihnen. Wir arbeiteten dann immer zusammen, wo eine gewisse Fortschrittlichkeit nötig ist, ein Erkennen und Akzeptieren von gesellschaftlichen Veränderungen: Frauenpolitik, Ausländer- und Integrationspolitik – ich denke auch an die unwürdigen Debatten auch hier im Gemeinderat über Asylbewerber –, soziale Vereine und Initiativen (Aidshilfe, Werkstatt, Gewaltprävention, Karlstorbahnhof und: die Erhaltung des Umweltdezernates. Ohne die FDP hätte die konservative Seite das Umweltdezernat abgeschafft. Das wäre doch auch unter dem Aspekt sehr schade gewesen, dass unser künftiger Oberbürgermeister sich hätte gar nicht als Umweltdezernent profilieren können. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, auf welchem niederen und vorurteilsvollen Niveau die genannten Themenbereiche im Gemeinderat teilweise diskutiert wurden. Viele Projekte haben Sie erst durch die Unterstützung der FDP auf den Weg bringen können.

Besonders imponiert hat mir auch bei den Reisen zu unseren Partnerstädten, bei denen ich dabei sein konnte (Rehovot in Israel, Montpellier in Frankreich, Kumamoto in Japan), wie souverän – und dies auch ganz besonders sprachlich – und sympathisch Sie Heidelberg repräsentiert haben. Auch mit großer Sensibilität für die jeweilige Befindlichkeit des entsprechenden Landes. Und meine Befindlichkeit beim Frühstück im Hotel bei diesen Reisen, ich bin ja nicht ein solcher Morgenmensch wie Sie…

Wir wünschen Ihnen, dass Sie nun in Ruhe diese und andere Länder bereisen können, jenseits von Protokoll oder Zwängen, dass Sie noch so viel politisch bzw. im Umweltbereich arbeiten können, wie Sie selbst möchten. Wir wünschen Ihnen, dass Sie nach 16 Jahren strengster Disziplin – man macht sich eigentlich kaum eine Vorstellung darüber, wie fremdbestimmt und reglementiert ein solches Leben auf der anderen Seite auch ist – dass Sie nun Ihr Leben nach Ihrem Geschmack, nach Ihrem persönlichen Rhythmus zusammenstellen können. Dazu von der FDP und von mir persönlich alles nur erdenklich Gute.